Holzbau holt auf
Teilzeitarbeit ist ungleich verteilt, zwischen den Geschlechtern und zwischen den Branchen. Sechs von 10 Frauen arbeiten Teilzeit, aber nur zwei von 10 Männern. Und während im Dienstleistungssektor fast jede zweite Stelle eine Teilzeitstelle ist, ist dies im Sektor Bau und Industrie erst jede sechste Stelle.
Die Ungleichverteilung nach Branchen ist besonders ausgeprägt bei den Männern. Doch die Holzbaubranche ist stark am Aufholen. Seit 2012 stieg der Teilzeitstellenanteil der Männer um 5 Prozentpunkte und lag 2021 bei 15,9 Prozent.
Zum Vergleich: Im Dienstleistungssektor nahm der Teilzeitstellenanteil der Männer in der gleichen Periode um 3,1 Prozentpunkte auf 28,6 Prozent zu, im gesamten Baugewerbe um 0,9 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent.
Männer benachteiligt
Männer mit dem Wunsch nach Teilzeitarbeit sind im Vergleich zu Frauen benachteiligt. Zu diesem Schluss kommt unter anderem eine Studie der Konjunkturforschungsstelle der ETH.
Die Studie untersuchte die Arbeitsmarktdiskriminierung in der Schweiz anhand vom «Job Room», der Online-Arbeitsmarktplattform des Staatssekretariates für Wirtschaft Seco. Dort schalten Stellensuchende ihr Profil auf und Rekrutierende klicken sich durch, um nach geeignetem Personal zu suchen. Während zehn Monaten wurde jeder einzelne dieser Klicks untersucht. Die Studie wollte herausfinden, welche Auswirkungen der Wunsch nach Teilzeitarbeit auf die Chance hat, von den Rekrutierenden kontaktiert zu werden.
Auch der Holzbau ist eine männerdominierte Branche: 95 Prozent der Beschäftigten sind Männer. Bei den Teilzeitstellen für Männer holt die Branche jedoch stark auf und fördert somit die Gleichstellung in diesem Bereich.
Eltern wünschen Teilzeit
Gemäss einer Studie des Bundesamtes für Statistik wünschen sich die meisten Eltern mit Kindern im Vorschulalter eine Aufteilung der Erwerbsarbeit und der Kinderbetreuung.
Bei den Frauen bezeichneten 53 Prozent und bei den Männern 40 Prozent das Modell «beide Eltern Teilzeit erwerbstätig» als ideal. Dieser Wunsch entspricht aber nicht der Realität. Denn bei nur 13 Prozent der Befragten arbeiteten beide Eltern Teilzeit.
Diese Kluft zwischen Wunsch und Realität zeigt auf, dass die Benachteiligung von Männern bei Teilzeitarbeit eine direkte Auswirkung auf das Zusammenleben von Paaren mit kleinen Kindern und damit auch auf die Gleichstellung hat.
Mit der Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in einer männerdominierten Branche leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag für die Gleichstellung und für junge Familien.
Dem Fachkräftemangel entgegenwirken
Die aktuelle demografische Entwicklung führt zu einem Fachkräftemangel. Eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben trägt dazu bei, die Mitarbeitenden im Unternehmen und im Beruf zu halten.
Mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben kann nämlich Grund für einen Stellen- oder Branchenwechsel sein. Fast jeder fünfte Vater und jede dritte Mutter hat für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie schon die Arbeitsstelle gewechselt. Dies gemäss dem Familienbericht des Bundesamtes für Statistik (Kapitel 5.5).
Verschiedene Studien belegen zudem, dass gerade für die kommende Generation Z die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben besonders wichtig ist.
Eine gute Vereinbarkeit macht die Holzbaubranche attraktiver – auch für Frauen, die in der Branche noch stark untervertreten sind.
Herausforderungen angehen
Teilzeitarbeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben stellen Unternehmen vor Herausforderungen, beispielsweise bei der Organisation der Teams oder der Kommunikation.
Die Holzbaubranche hat sich an Branchenevents von Holzbau Plus schon verschiedentlich mit solchen Themen beschäftigt.
Mit dem Projekt «Arbeitsmodelle für Vereinbarkeit im Holzbau» werden diese Herausforderungen nun fundiert angegangen, verschiedene Arbeitsmodelle diskutiert und Lösungen für die ganze Branche erarbeitet.